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Erfahrungsbericht: Gigaset-Telefone
Siemens war mit den in Bocholt gefertigten DECT-Telefonen der Gigaset-Serie
lange Zeit Marktführer im Schnurlos-Bereich, gliederte die Sparte jedoch Ende
2005 als SHC (Siemens Home and Office Communication Devices GmbH & Co. KG) aus,
benannte sie in Gigaset Commications GmbH um und verkaufte sie 2008 an die
Arques Industries AG. Im Jahr 2023 wurde Gigaset insolvent und Anfang 2024 von
der Snom Solutions GmbH übernommen - ihrerseits eine Firma, die vor allem
Festnetz-VoIP-Telefone und Telefonanlagen anbietet und seit 2016 dem
chinesischen Elektronik-Anbieter VTech Holdings gehört.
Die unten aufgeführten Telefone sind inzwischen historisch und nicht mehr
lieferbar.
Die Gigaset-Schnurlostelefone gibt es in zahlreichen Varianten. Der
Erfahrungsbericht basiert auf dem Betrieb mehrerer Mobilteile
SL400 und S79H, SL1, Gigaset 2000C
und 4000 Micro an analogen Basisstationen Gigaset
4035 (der fast baugleiche Nachfolgetyp heißt C353), 4010
und SL100, einem Repeater sowie einer älteren
ISDN-Basisstation Gigaset 2060, die ihrerseits mit dem
internen S0-Bus einer Telefonanlage ETS 4308i von Auerswald verbunden ist.
Später wurden die Gigaset-Repeater und Auerswald-Anlage allerdings durch eine
Fritz!Box 7560 (und Jahre darauf 7530 AX) nebst
AVM-DECT-Repeater ersetzt
- Wichtiger Hinweis: Ich stehe nicht in Verbindung mit einem der
genannten Hersteller und kann deshalb auch keine Support-Fragen
beantworten. Falls Sie Probleme mit einem Gigaset-Telefon oder dem Repeater
haben, wenden Sie sich bitte an die im Handbuch angegebene Hotline.
Bemerkenswert ist, dass sich Display-Symbole und Funktionen im selben
Mobilteil erheblich unterscheiden, je nachdem, an welcher
Basisstation-Generation das Gerät angemeldet ist.
Mobilteile
S79H und SL400
Dies ist die im Jahr 2010 aktuelle Gerätegeneration. Kein Siemens-Schriftzug
schmückt die Geräte inzwischen, sondern nur noch "Gigaset" ohne Punkt auf dem i.
Das S79H arbeitet mit zwei AAA-Akkuzellen, das SL400 ist dagegen die
Edel-Mini-Version mit Lithium-Ionen-Akku. Die technischen Eigenschaften und auch
die Menüführung sind bei beiden Geräten sehr ähnlich.
Gut gemacht:
- Das Display ist relativ groß und auch im Freien zumindest im Schatten gut
ablesbar.
- Beide Geräte besitzen einen USB-Anschluss, das SL400 hat sogar Bluetooth
mit an Bord.
- Das S79H kann man aufrecht auf eine Tischplatte stellen, ohne dass es dabei
umfällt.
- Es ist ein Firmware-Update möglich - das hat man sich bei Gigaset-Telefonen
lange gewünscht.
- Das Freisprechen bietet eine gute Sprachqualität und unterdrückt wirksam
Rückkopplungs-Effekte.
- Die Reaktionsgeschwindigkeit im Menü und im Telefonbuch ist schneller als
bei früheren Geräten.
- Das Einsetzen in die bzw. Herausnehmen aus der Ladeschale ist dank zweier
Kontakte wesentlich leichter als beim schmalen Stecker der Geräte 4000 Micro,
SL1 und SL37H.
- HD-Voice mit 7 statt 3 kHz Bandbreite wird beim Betrieb an entsprechenden
Routern unterstützt (z.B. Fritz!Box).
Schlecht gemacht:
- Inbesondere das mit zwei NiMH-Zellen bestückte S79H schätzt den aktuellen
Akku-Ladezustand oft völlig falsch ein, wie von zahlreichen Anwendern bestätigt
wird.
- Die Reichweite ist zur selben Basisstation offenbar etwas geringer als
beispielsweise beim SL1 oder SL37H.
- Dem eingebauten Kalender fehlt im Vergleich z.B. zum SL37H (erschienen
2007) die Anzeige der Kalenderwoche.
- Beim SL400 ist der Tastenrahmen für oben/unten/links/rechts sehr schmal und
nur per Fingernagel eindeutig bedienbar.
- Die Metall-Tasten sind leider nicht sehr robust, nach einiger
Benutzungszeit blättert schon mal eine Ecke davon ab.
- Das SL400 ist zwar schön flach, aber mit 130 g deutlich schwerer als SL1
und SL37H und rutscht leichter aus der Hand.
- Ein passendes USB-Kabel gehört nicht zum Lieferumfang, die PC-Software muss
aus dem Internet heruntergeladen werden.
- Der Zugriff auf Klingelmelodien und Bilder ist vom PC aus nicht als
Laufwerk möglich, sondern nur mit der Spezial-Software.
VoIP-Telefone
C450 IP und C455 IP
Das Gigaset C450 IP von Siemens, erschienen im Jahr 2005, vereint als
DECT-Telefon Festnetz und VoIP/SIP (Voice over IP, Internet-Telefonie) in einem
Gerät. Das C455 IP ist eine Variante mit integriertem Anrufbeantworter und kann
für die Mobilteile auch getrennte SIP-Konten verwenden.
Wenn man die Abheben-Taste zum Gesprächsaufbau kurz drückt, wird via VoIP
gewählt, bei langem Drücken wird das Festnetz benutzt (klappt allerdings nicht
mit der Freisprech-Taste; optional auch umgekehrt konfigurierbar). Die
Notrufnummern 110 und 112 werden immer via Festnetz gewählt, da sie wegen der
Nichtlokalisierbarkeit von Internet-Anrufern bei den meisten VoIP-Providern
nicht möglich sind. Mit 150 Stunden ist die Standby-Zeit des Mobilteils deutlich
höher als die der meisten WLAN-basierten Telefone, wenn auch geringer als bei
anderen DECT-Geräten. Als VoIP-Codecs werden G.711a/µ (ISDN-kompatibel), G.726
und G.729 unterstützt.
Gut gemacht:
- An einer Basisstation sind mit mehreren Mobilteilen jeweils ein (C450 IP)
oder zwei (C455 IP) VoIP- und ein Festnetz-Gespräch parallel möglich.
- Die VoIP-Konfiguration ist im Prinzip ohne PC möglich, wenn auch etwas
umständlich.
- Ein in der Basisstation eingebauter Webserver erlaubt die übersichtliche
Konfiguration per PC/Internet-Browser.
- Die Sprachqualität ist auch bei VoIP gut, eine Freisprech-Funktion mit
brauchbarer Echo-Unterdrückung ist eingebaut.
- Das farbige Display ist gut lesbar, die Menüfunktionen sind sehr
übersichtlich.
- Ein Firmware-Update ist via Internet möglich (allerdings wird dabei kein
HTTP-Proxy unterstützt).
Schlecht gemacht:
- Die R-Taste funktioniert nur im Festnetz-Modus, das VoIP-Verbinden ist
deshalb nur zu anderen Mobilteilen möglich.
- Das Routing der Notruf-Nummern ist nicht änderbar, ein Festnetz-Anschluss
ist deshalb unverzichtbar.
- Das etwas klobige, dicke Gehäuse liegt nicht allzu gut in der Hand - kein
Vergleich etwa zum SL1.
- Die Gummi-Tasten sind etwas schwabbelig und haben keinen spürbaren
Druckpunkt.
- Andere Mobilteil-Typen bieten an der Basisstation nur eine begrenzte
Funktionalität (GAP-Kompatibilität).
Mobilteil
SL1
Das sehr kleine und handliche SL1 passt bequem in eine Hemdtasche. Es hatte
ursprünglich ein Schwarzweiß-Display; als SL1-colour kam später eine Variante
mit Farbdisplay heraus, das allerdings bei Sonnenlicht etwas schlechter ablesbar
ist.
Gut gemacht:
- Das Gerät ist mit 85 g nicht nur sehr leicht, auch die Standby-Zeit ist mit
250 Stunden recht hoch. Im typischen Betrieb kann man etwa mit einer Woche
Akkulaufzeit rechnen.
- Eine Sprachwahl ist eingebaut, und da die Worterkennung typischerweise
sprecherabhängig ist, kann man Aufnahmen für drei unterschiedliche
Telefon-Benutzer anfertigen.
- Ähnlich einem modernen GSM-Handy besitzt das SL1 zahlreiche
Klingelmelodien, viele auch polyphon, und man kann zusätzlich sogar eigene per
Mikrofon oder PC aufnehmen.
- Wie beim Gigaset 4000 Micro sind Vibrations-Alarm, Freisprechfunktion und
Feldstärke-Anzeige eingebaut. Die Reichweite scheint etwas größer zu sein als
beim 4000 Micro, auch eine R-Taste zum Vermitteln in Nebenstellen-Anlagen ist
endlich wieder da.
Schlecht gemacht:
- Am Ohr klingt das SL1 bedingt durch den Hörer-Frequenzgang etwas
mittenbetont und hohl, und im Vergleich zu anderen Telefonen hören sich
Gegenstellen oft deutlich amplitudenbegrenzt an (Clipping).
- Gesprächspartner hören oft einen deutlichen Raumhall oder sonstige
Umgebungsgeräusche, da das Mikrofon wegen der geringen Gehäuselänge irgendwo
zwischen Ohrläppchen und Mundwinkel ist, wenn man das Gerät normal ans Ohr
hält.
- Der Stecker sieht fast genauso aus, passt aber trotzdem nicht zu Datenkabel
(zur Übertragung von Klingelmelodien und Telefonbucheinträgen von/zum PC) und
Ladegerät des 4000 Micro. Das sieht schon sehr nach Absicht aus!
- Die nervige LED für entgangene Anrufe läßt sich nicht abschalten. Das wäre
insbesondere in Tk-Anlagen praktisch, wo Gespräche oft von einer anderen Person
entgegengenommen werden.
Etwas nervig ist das verzögerte Klingeln an einer CLIP-fähigen
Basisstation wie S100, S150, SL100 und SL150: Die Rufnummer wird als Modemsignal
zwischen dem ersten und zweiten Klingeln übermittelt, und das Telefon klingelt
erst, wenn es die Nummer angezeigen kann. Das Verhalten lässt sich in der
Basisstation ändern, indem man im Konfigurationsmenü "Basis einstellen" aufruft
und 919 0 eingibt - es erscheint 919 SET [0] im Display - und die Eingabe
bestätigt. Das vorherige Verhalten lässt sich mit 919 1 wiederherstellen. Die
Tastensequenz funktioniert auch mit anderen Mobilteilen, jedoch nicht mit
anderen Basisstationen. Mit 926 0 kann man alternativ die SMS-Funktionalität
deaktivieren (und mit 926 1 ggf. wieder aktivieren).
Der Klang ist beim SL1-Nachfolgemodell SL37H deutlich verbessert
worden, allerdings wurde das Steckerformat erneut geändert, so dass Zubehör
nicht mehr passt, und die sprachgesteuerte Wahl gibt es nicht mehr. Ein
generelles Problem bei Farb-Displays (wie dem des SL37H) ist, dass man im
Ruhezustand erst eine Taste drücken muss, um z. B. die Uhrzeit abzulesen, da
ohne Beleuchtung nichts zu sehen ist.
Mobilteil Gigaset 4000 Micro
Sehr kompaktes Mobilteil und nur wenig größer als das später erschienene
SL1.
Gut gemacht:
- Das Gerät ähnelt in Aussehen und Größe sehr dem GSM-Mobiltelefon S45 und
ist sogar steckerkompatibel zu dessen Zubehör (Ladegerät, Headset, MP3-Player,
PC-Verbindung).
- Der mitgelieferte NiMH-Akku ist zwar ein Spezialteil (die größeren
Gigaset-Mobilteile arbeiten mit handelsüblichen Mignon-Akkus), bietet aber
ähnlich wie das S45 eine sehr lange Betriebsdauer.
- Im Gegensatz zu dem älteren 2000C-Mobilteil besitzt das Display eine
Feldstärke-Anzeige, was beispielsweise das Finden einer günstigen
Aufstell-Position für die Basisstation oder einen Repeater erleichtert.
- Ähnlich wie schon einige Geräte der 3000-Generation ist eine
Freisprecheinrichtung im Mobilteil enthalten. Dazu dient ein kleiner
Lautsprecher auf der Geräterückseite.
Schlecht gemacht:
- An einer Basisstation 4035 erscheint im Mobilteil-Display nur "Basis 1".
Der Name der Basisstation läßt sich im Gegensatz zu früheren und späteren
Mobilteilen (2000C, SL1) nicht ändern.
- Es gibt keine eigene R-Taste (diese ist für das Vermitteln in
Telefonanlagen wichtig). Statt dessen muß man die Netzanbieter-Taste länger als
eine Sekunde drücken, um einen Flash-Impuls zu erzeugen.
- Die Display-Beleuchtung ist dunkler als beim 2000C und auch die
Display-Schrift ist als Zugeständnis zur geringen Gerätegröße kleiner, was die
Lesbarkeit etwas beeinträchtigt.
- Datum und Uhrzeit gehen beim Ausschalten des Geräts verloren. Man ist also
gut beraten, das Mobilteil nie auszuschalten, was wegen der langen Akkulaufzeit
allerdings auch nicht schwer fällt.
- Wo ein Gigaset 2000C gerade noch funktioniert, streicht das 4000 Micro die
Segel: Die Reichweite ist wegen der kleineren Antennengröße des Micro-Geräts
etwas geringer.
- Die nervige rote LED für entgangene Anrufe läßt sich nicht abschalten. Das
wäre insbesondere in Tk-Anlagen praktisch, da ein Gespräch dort oft an einem
anderen Anschluss entgegengenommen wird.
Tipp 1: Die Schnellwahl-Funktion der Netzanbieterliste
läßt sich auch zweckentfremden. Beispiel: Sie möchten jemanden mit nur einem
Tastendruck an eine andere Nebenstelle einer Tk-Anlage weiterverbinden, z.B. an
32. Drücken Sie die Netzanbieter-Taste, wählen Sie <Neuer Eintrag>, geben Sie
als Name z.B. "2 #32" ein (wichtig ist nur die 2 am Anfang), als Nummer R32 (das
R gibt man durch längeres Drücken der Netzanbietertaste ein) und speichern Sie
den Eintrag. Jetzt können Sie einen Anrufer während eines Gesprächs bequem an 32
weiterverbinden, indem Sie einfach die Zifferntaste 2 länger als eine Sekunde
gedrückt halten.
Tipp 2: Wenn man einige Zeit außerhalb der Basis-Reichweite war, bucht
sich das Gigaset 4000 so schnell nicht mehr ein. Aus- und Einschalten hilft
zwar, ist aber keine gute Lösung, da hierbei die Uhrzeit verloren geht. Abhilfe:
Kurz in den Walkie-Talkie-Modus wechseln und diesen wieder verlassen,
dann sucht das Gerät sofort erneut nach der Basisstation.
Tipp 3: Wenn Sie beim Einschalten des Mobilteils die drei Tasten 1, 4, 7
gleichzeitig gedrückt halten, erscheint im Display "Mobilteil-Service". Jetzt
können Sie beim Gigaset 4000 die Ziffernfolge 76200 eingeben, bei älteren
Geräten 46395, und es erscheint ein spezielles Service-Menü. Der interessanteste
Punkt darin ist wohl der Messmodus. Sie können ihn aktivieren und dabei
auch eine Intervall-Zeit angeben, wie oft die Anzeige aktualisiert wird. Wenn
Sie das Gerät dann wieder einschalten, erscheint in der obersten Display-Zeile
eine Reihe von Zahlen: sss-k-hh-rrr-qqq. Dabei ist sss
die Feldstärke als logarithmischer Wert, k der Kanal, hh der Zeitschlitz, rrr
die Basisstations-Nummer und qqq die Frame-Qualität.
Basisstation/Komfort-Telefon 4035
Das Gigaset 4035 ist ein Tischtelefon mit beleuchtetem LCD-Display und
eingebauter DECT-Basisstation, es kam im Jahr 2002 heraus.
Gut
gemacht:
- Vier frei programmierbare Tasten sind ein vollwertiger Ersatz für die
fehlende R-Taste.
- Das Display ist dank großer Schrift und automatischer Beleuchtung gut
ablesbar.
- Das Telefonbuch läßt sich zwischen Basisstation und Mobilteilen kopieren.
- Man kann ein zusätzliches Dienste-Menü einrichten, das dann auch auf den
Mobilteilen zur Verfügung steht.
- Der Anrufbeantworter ist nicht nur lokal, sondern von jedem tonwahlfähigen
Telefon aus abfragbar.
- Man kann wählen, ob nur nicht angenommene oder alle Anrufe in der
Anrufliste gespeichert werden.
Schlecht gemacht:
- Datum und Uhrzeit gehen bei Stromausfall verloren, so daß dann auch die
zeitgesteuerte Anrufbeantworter-Aktivierung nicht mehr funktioniert und beim
Abhören des Anrufbeantworters die Anrufzeit nicht angesagt wird.
- Das Gerät ist bei einem Stromausfall nicht einmal als normales Telefon
benutzbar.
- Die Flash-Zeit (R-Taste) wird vom Installations-Assistent offenbar
überschrieben.
- Die Telefonbuch-Übertragung überschreibt gleichnamige Einträge nicht,
sondern generiert doppelte.
- Im Konfigurationsmenü wird nicht bei allen Parametern die bisherige
Einstellung angezeigt (z.B. Flash-Zeit).
- Das Gerät kann im Gegensatz zu anderen 4000-Geräten keine SMS-Nachrichten
senden oder empfangen.
- Die Uhrzeit wird nicht an die Mobilteile übertragen, deshalb verlieren die
Mobilteile Datum+Uhrzeit beim Aus-/Einschalten.
- Eine programmierte Amtsholungs-Null wird allen per CLIP gemeldeten
Anrufer-Nummern vorangestellt, obwohl viele Telefonanlagen die zusätzliche Null
auch bei ankommenden Gesprächen bereits selbst melden.
- Die nervige rote LED für entgangene Anrufe läßt sich nicht abschalten. Das
wäre insbesondere in Tk-Anlagen praktisch, da ein Gespräch dort oft an einem
anderen Anschluss entgegengenommen wird.
Tipp: Bei den Gigaset-Telefonen
3035/3035isdn/4035/4135/C353 sowie Telekom Sinus 45P(A)/710P(A)/720P(A) gibt es
ein verstecktes Service-Menü. Dazu öffnet man das Einstellungs-Menü und gibt die
Ziffernfolge 81359 ein.
Komfort-Mobilteil
2000C und Basisstation 2060
Die 2000C-Serie war die erste Gigaset-Gerätefamilie mit grafischem Display.
Gut gemacht:
- Die Anzeige der Anrufer-Nummer ist dank der bei einigen Gigaset-Geräten
eingebauten CLIP-Funktion (calling line identification presentation) auch an
Analoganschlüssen möglich, nicht nur mit einer ISDN-Basisstation.
- Das Mobilteil ist mechanisch erstaunlich robust und übersteht, abgesehen
von kleinen Kratzern, sogar ein Herunterfallen auf einen harten Steinboden ohne
funktionale Probleme.
- Es können handelsübliche Standard-Mignon-Akkuzellen benutzt werden.
Insbesondere die neueren NiMH-Zellen mit mehr als 1500 mAh Kapazität führen zu
einer sehr langen Standby-Zeit.
Schlecht gemacht:
- Das Menü im Mobilteil z.B. zur Konfiguration der Basisstation ist teilweise
unübersichtlich; so sind einige Funktionen im Menü "Service" versteckt, andere
unter "Einstellungen". Auch die Anrufliste ist nur umständlich über das Menü
"Systemfunktionen" zugänglich.
- An einer Auerswald-Anlage 4308i und der Basisstation 2060 wurde sporadisch
beobachtet, daß die Mobilteil-Anzeige einen Ruf für etwa eine Sekunde mit einem
Klingelsymbol signalisiert, aber das Gerät nicht klingelte. Offenbar tritt der
Effekt vor allem dann auf, wenn man eine externe Rufnummer auf mehrere interne
MSNs verteilt.
- Wenn die Telefonanlage bei einem ankommenden Ruf nur eine Amtsnull als
Rufnummer meldet (Anrufer hat seine Nummer unterdrückt), zeigt das
"C"-Mobilteil im Display den erstbesten Namen an, dessen zugehörige Nummer auf
Null endet, z.B. 089 1234560.
- Es gibt zwar einen Reichweiten-Warnton bei schwacher Feldstärke, aber
keinen für den Fall, daß die Versorgung überhaupt nicht mehr funktioniert
(lediglich die Basisstations-Anzeige blinkt dann). Dadurch merkt man teilweise
gar nicht, daß man nicht erreichbar ist.
- Der Austausch der Akkuzellen mit den Reservezellen aus dem Ladegerät führt
dazu, daß das Mobilteil die Lade-Charakteristik der Zellen vergißt und neu
lernen muß, so daß der angezeigte Ladezustand nicht stimmt. Es ist deshalb
generell nicht sinnvoll, überhaupt Reservezellen zu benutzen.
Gigaset-Repeater
Mit dem Repeater kann man die Reichweite einer Basisstation erhöhen, indem
man ihn am Rand des bisherigen Versorgungsbereichs aufstellt. Er leitet die
Funksignale von weiter entfernten Mobilteilen verstärkt an die Basis weiter und
umgekehrt.
Gut gemacht:
- Am Gerät sind keinerlei Einstellungen erforderlich, der Betrieb ist völlig
problemlos.
- Mit Gigaset-Geräten ab der 40xx-Generation ist auch ein Handover während
des Gesprächs möglich.
Schlecht gemacht:
- Das Handover von der Basisstation zum Repeater klappt nur, wenn man die
Verschlüsselung ausschaltet - das ist der erste Schritt in der
Repeater-Anleitung zur Konfiguration der 2060/3060-Basisstation.
- Die Repeater-Anmeldeprozedur klappte erst nach mehreren Versuchen. Die
Siemens-Hotline meinte dazu, das sei das völlig normal, die Anmeldung wäre eine
Art Glücksspiel.
Repeater-Ameldung, Repeater-Nummer vergeben, Kontrollton
abschalten
Neuere Geräteversionen erfordern die Eingabe einer Repeater-Nummer, was in der
Bedienungsanleitung bisher leider nicht erwähnt wird. Zur Anmeldung sind
folgende Schritte nötig:
Menü des Mobilteils bzw. der Basisstation öffnen, "Basis einstellen", OK,
"Sonderfunkt.", OK, "Repeaterbetrieb", OK. Nun das Netzteil des Repeaters für
1...5 Sekunden in die Steckdose stecken und wieder herausziehen, dann erneut in
die Steckdose stecken und darin belassen: Die Leuchtanzeige am Repeater zeigt
ein langsames Blinken. Jetzt die Anmelde-/Paging-Taste an der Basis etwa drei
Sekunden lang drücken. Die Leuchtanzeige am Repeater zeigt kurz darauf ein
schnelles Blinken.
Dem Repeater muß nun eine Repeaternummer zugeordnet werden (2 bis 7 für bis zu 6
Repeater). Die Nummer unbedingt notieren, da beim Einsatz mehrerer Repeater jede
Nummer nur einmal vergeben werden darf (die Nummern sind unabhängig von den
Teilnehmer-Nummern der Mobilteile). Dazu am Mobilteil die Abheben-Taste drücken;
die Leuchtanzeige am Repeater leuchtet ständig. Dann die Repeater-Nummer über
die Tastatur eingeben. Die Leuchtanzeige am Repeater blinkt so oft wie die
eingegebene Nummer und leuchtet danach ständig. Am Mobilteil durch Drücken der
Stern-Taste den Vorgang abschließen, danach auflegen. Jetzt erfolgt ein
automatischer Neustart des Repeaters: Die Leuchtanzeige erlischt für zwei
Sekunden, blinkt kurzzeitig schnell und leuchtet dann ständig.
Der Repeater blendet zur Reichweiten-Kontrolle alle paar Sekunden ein Geräusch
ein. Um das loszuwerden, ist folgendes Vorgehen nötig: Netzstecker ziehen, dann
für etwa drei Sekunden wieder einstecken. Wieder herausziehen und erneut für
etwa drei Sekunden einstecken. Ein letztes Mals ausstecken, bei erneuter
Inbetriebnahme ist der störende Ton weg.
Gigaset-Telefone an einer Fritz!Box
Zahlreiche Modelle der Fritz!Box-Serie von AVM besitzen eine eingebaute
DECT-Basisstation, an der sich auch Gigaset-DECT-Telefone betreiben lassen.
Diese Kombination (hier getestet mit Fritz!Box 7560 und Gigaset SL400H, S79H und
C430) hat gegenüber einem Betrieb mit einer Gigaset-Basis spezifische Vor- und
Nachteile.
Gut gemacht:
- Die meisten Gigaset-DECT-Telefone sind mit der Fritz!Box kompatibel;
Ausnahmen sind lediglich die Smartphone-ähnlichen Android-basierten Telefone
wie SL910 und SL930 sowie IP-Telefone wie C450IP und C455IP.
- Je nach Fritz!Box werden damit VoIP- (All-IP-), ISDN- und analoge
Anschlüsse unterstützt.
- Von Gigaset gibt es inzwischen auch spezielle HX-Telefonvarianten, die von
vornherein für den Router-Betrieb ausgelegt sind und die Funktionen wie etwa
das Telefonbuch noch besser integrieren.
- Es ist ein zentales Telefonbuch in der Fritz!Box verwendbar (Intern-Taste
der Telefone, bei HX-Modellen Telefonbuch-Taste).
- Die Gerätekombination unterstützt an VoIP-Anschlüssen HD-Telefonie mit 7
statt 3 kHz Bandbreite.
- Es sind mehrere Anrufbeantworter im Router konfigurierbar, auch
zeitgesteuert und mit E-Mail-Weiterleitung als .wav-Anhang.
Schlecht gemacht:
- Die Reichweite der Fritz!Box-DECT-Basis ist deutlich geringer als mit einer
Gigaset-Basisstation.
- Der von AVM angebotene Repeater (AVM DECT 100) macht das leider nur zum
Teil wieder wett.
- Mit einem nicht von AVM stammenden Repeater (z.B.
Gigaset) ist die Reichweite zwar höher, aber es klingeln im
Repeater-Bereich maximal 2 Telefone, und es ist keine HD-Telefonie mehr
möglich.
- Bei Benutzen der Gigaset-Basis am analogen Fon-Anschluss der Fritz!Box
steht prinzipbedingt kein gemeinsames Telefonbuch mehr zur Verfügung.
- Einige Gigaset-Mobilteile (z.B. SL400) arbeiten
offenbar nicht stabil an der Fritz!Box (z.B. plötzliches lautes Rauschen, Gerät
nicht mehr bedienbar); auch das manchmal genannte Abschalten der
DECT-Verschlüsselung hilft hierbei nicht.
- Bei unterschiedlichsten Gigaset-Mobilteilen tritt sporadisch das Problem
auf, dass einige Sekunden lang "Keine Basis" angezeigt wird und Anrufe
fehlschlagen.
Daraus kann man ersehen, dass - wieder einmal - jeder Hersteller mit sich
selbst am besten kompatibel ist. Bei einem Fritz!Fon (z.B. M2, C4, C5) sind an
einer Fritz!Box erheblich weniger Probleme zu erwarten als bei Telefonen eines
Fremdherstellers; und wenn doch, muss man sich nur mit einem einzigen Hersteller
herumschlagen.
AVM empfiehlt übrigens bei den meisten Modellen die Wandmontage mit den
Anschlussleitungen nach unten [Bild] - nicht nur wegen der besseren Abstrahlung,
sondern auch wegen der besseren Wärmeabführung.
Fazit
- Die Gigaset-Gerätefamilie ist bis auf ein paar kleine Detail-Unschönheiten
weitgehend ausgereift. Ein Firmware-Update zur Fehler-Bereinigung ist
allerdings leider nur bei den VoIP-Telefonen möglich. Die
Repeater-Inbetriebnahme ist nicht benutzerfreundlich gelöst.
Weitere Informationen:
- Die maximale Reichweite einer Gigaset-Basis von ca. 300 m wird nur bei
Sichtverbindung erzielt, bereits eine normale Außenmauer kann sie um mehr als
die Hälfte reduzieren. Selbst Bäume vermindern die Reichweite, wenn sie die
Sicht zur Basisstation versperren. Metallbedampfte Wärmeschutzfenster
verursachen eine starke Dämpfung der DECT-Frequenzen.
- Wenn ein größerer Garten oder die nähere Umgebung des Hauses mitversorgt
werden soll, empfiehlt sich die Aufstellung der Basisstation in direkter
Fensternähe, jedoch gegen direkte Sonneneinstrahlung geschützt, mit freier
Sicht durch ein unbeschichtetes Fenster in die Richtung, in der die größte
Reichweite gefordert wird.
- Falls eine optimale Aufstellung nicht möglich ist oder zwei Gebäudebereiche
bzw. voneinander abgeschattete Gartenbereiche versorgt werden sollen, kann der
optionale Repeater gute Dienste leisten, wenn er auf der passenden Hausseite in
Fensternähe positioniert wird.
- Hersteller-Link:
Gigaset-Portal