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UV-3R [ English ]
Erfahrungsbericht:
Baofeng UV-3R
VHF/UHF-FM-Handfunkgerät mit 1-Chip-Transceiver
Das Amateurfunk-Gerät UV-3R wird in China gebaut. Kernstück ist der
Ein-Chip-Transceiver RDA1846 von RDA Microelectronics in Shanghai. Er ist
praktisch ein software-definiertes Funkgerät (SDR = software-defined radio) für
136-174 MHz (VHF) und 400-470 MHz (UHF). Außer diesem Chip enthält das Gerät
eine VHF- und eine UHF-PA für jeweils 2 Watt Sendeleistung sowie ein
1-Chip-FM-Radio für 87,5-108 MHz.
Der Empfänger enthält keinerlei Quarz- oder Keramikfilter. Es handelt sich um
einen IQ-Direktmisch-Empfänger, bei dem die Selektion vollständig im
integrierten DSP (Digitaler Signal-Prozessor) erfolgt, der Bestandteil des
Transceiver-Chips ist. Kinderkrankheiten der ersten Generation, insbesondere die
Abstrahlung von Oberwellen, wurden inzwischen beseitigt.
Gut gemacht:
- Der Preis von etwa 40 bis 80 Euro (je nach Händler und mitgeliefertem
Zubehör) ist unschlagbar, erklärt sich aber durch das
1-Chip-Transceiver-Konzept, das mit sehr wenigen Bauelementen auskommt.
- Das Gerät wiegt (mit Li-Ion-Akku, ohne Antenne) nur 110 g. Das ist knapp
die Hälfte des Gewichts z.B. eines Kenwood TH-F7. Das UV-3R ist aber nicht nur
leichter, sondern mit 47 x 81 x 21 mm³ auch noch kleiner.
- Die Empfänger-Empfindlichkeit des UV-3R ist mit der des konventionell
aufgebauten TH-F7 praktisch identisch, wobei man allerdings den Eindruck hat,
dass Signale beim UV-3R schneller aus dem Rauschen herauskommen - offenbar eine
Stärke des digitalen Empfangs-Konzepts. Bei schwachen Signalen wird automatisch
die Demodulator-Bandbreite reduziert, um die Verständlichkeit zu verbessern.
- Wenn die Gegenstation ein wenig neben der Sollfrequenz sendet, regelt der
Empfänger nach (AFC = automatic frequency control).
- CTCSS (oft von Relaisfunkstellen verwendet, um Gleichkanalstörungen zu
verhindern) und DCS werden sende- und empfangsseitig unterstützt.
- Vom Radio-Empfang wird automatisch auf Funk umgeschaltet, sobald die
Rauschsperre aufgeht; einige Sekunden, nachdem sie wieder schließt, wird auf
Radio zurückgeschaltet.
- Das FM-Radio ist sehr empfindlich und funktioniert sogar mit einer nur 20
cm langen VHF/UHF-Antenne gut.
- Der Klang des Lautsprechers ist sehr klar, ebenso wird dem Gerät
sendeseitig eine gute Modulation bescheinigt.
- Bei einem Standby-Stromverbrauch von nur 75 mA erlaubt die Li-Ion-Batterie
(3,8 V, 1500 mAh) bis zu 20 Stunden Betrieb.
Nicht so gut:
- Es ist nicht möglich, auf VHF und UHF gleichzeitig zu hören, da es nur
einen Empfänger gibt. Es ist irreführend, dass beide Bänder in zwei LCD-Zeilen
angezeigt werden. Die Dual-Watch-Funktion ist dafür kein echter Ersatz.
- Der Scan-Vorgang ist im Vergleich z.B. mit dem Kenwood TH-F7
vergleichsweise langsam.
- Man kann einzelne Speicherkanäle beim Scan nicht überspringen (kein
Lock-Out vorhanden).
- Das Gerät hat keine Zifferntastatur, entsprechend ist das Senden von
DTMF-Tönen nicht vorgesehen, so dass man Echolink-Repeater damit nicht steuern
kann.
- Man kann eine Memory-Frequenz nicht in den VFO-Modus übernehmen und auch
nicht löschen.
- Die kleinste Lautstärkestufe ist noch relativ laut, was in ruhiger Umgebung
stört. Auch der Piep beim Abschalten des Geräts ist sehr laut, und beim Senden
des 1750-Hz-Ruftons ist dieser Ton auch laut über den Lautsprecher zu hören.
- Der Sendefrequenzbereich ist nicht auf die zugelassenen Amateurfunkbänder
beschränkt; einem Missbrauch ist damit Tür und Tor geöffnet, z.B. bei der
Verwendung auf Frequenzen von Sicherheitsbehörden, Rettungsdiensten und
Flugzeugen. Die Verwendung des Geräts für solche Anwendungen wäre ohnehin
unzulässig, da die dafür nötige Betriebszulassung fehlt.
- Die mitgelieferte Anleitung ist einfach nur katastrophal; sie beschreibt
spezielle Funktionen (wie W/N = Wide/Narrow, STE = tail-tone elimination,
RelayM = Repeater Sound Response) nicht wirklich auf verständliche Weise.
- Vorsicht: Den Akku sollte man nur im Transceiver laden! Die mitgelieferte
Ladeschale sollte man auf keinen Fall zum Laden verwenden, da sie keine
automatische Endabschaltung enthält, offenbar wirkt dabei nur die im Akku
eingebaute (Not-)Abschaltung.
- Die Bedienung ist ohne Handbuch kaum möglich, da zahlreiche
Tastenfunktionen (siehe Kurzreferenz unten) nicht auf dem Gerät aufgedruckt
sind.
Fazit:
Das Gerät zeigt, was man mit heutiger SDR-/DSP-Technik machen kann: Mit
geringstem Bauelemente-Aufwand wird ein kleiner und preiswerter
VHF/UHF-Transceiver realisiert. Wenn der Hersteller in Zukunft Geräte baut, die
nicht mehr all die oben erwähnten Schwächen aufweisen, werden die etablierten
japanischen Hersteller absehbar Probleme haben, konventionell aufgebaute
Transceiver abzusetzen, die konzeptbedingt wesentlich teurer sind.
Wie auch bei anderen kleinen Handfunkgeräten leidet der Antennen-Wirkungsgrad
darunter, dass das winzige Gehäuse insbesondere auf VHF kein ausreichendes
Gegengewicht darstellt - dieses Problem ist allerdings
leider prinzipbedingt. Eine externe Antenne kann deshalb wesentlich bessere
Resultate liefern.
Kurz-Referenz zum UV-3R
- Transceiver ein-/ausschalten: ON/OFF für 2 Sekunden drücken. Beim
Einschalten wird die Akkuspannung kurz angezeigt.
- Umschalten VFO/Speicher: U/V für 2 Sekunden drücken.
- Lautstärke ändern: VOL drücken, Lautstärke mit Abstimmknopf ändern, erneut
VOL drücken oder einige Sekunden warten.
- Zwischen UHF und VHF wechseln: Kurz U/V drücken. Der Pfeil im Display
markiert die aktuelle Frequenz.
- Abstimmen in MHz-Schritten: F/A drücken, Abstimmknopf drehen; nochmals F/A
kehrt zur Normal-Schrittweite zurück.
- Scan-Funktion im VFO- oder Speicher-Modus: F/A und dann MENU drücken.
- Scan anhalten: Irgend eine Taste drücken, z.B. F/A.
- Scan-Richtung ändern: Dial-Knopf nach oben ziehen und nach links oder
rechts drehen.
- VFO-Frequenz in Memory speichern (inkl. CTCSS, Relais-Offset usw.): Im
VFO-Modus F/A, U/V, Speicher wählen (blinkt), speichern mit U/V.
- Menüpunkt ändern: MENU drücken, Menüpunkt wählen, U/V drücken, neuen Wert
wählen, mit U/V speichern, Menü mit MENU verlassen.
- Rauschsperre temporär öffnen: VOL 2 Sekunden lang drücken; für normalen
Betrieb wieder loslassen.
- 1750-Hz-Ton senden, um Relaisfunkstelle zu öffnen: Bei gedrückter
PTT-Taste VOL für etwa 1 Sekunde drücken.
- Frequenz- und Menüeinstellung sperren oder wieder freigeben: MENU etwa 2
Sekunden lang drücken.
- FM-Radio-Empfang: L/R für 2 Sekunden drücken. Beim Öffnen der Rauschsperre
wird auf den Transceiver umgeschaltet.
- Lampe ein/aus: L/R drücken; das funktioniert auch bei ausgeschaltetem
Transceiver.
- Alarm-Sirene: F/A etwa 2 Sekunden lang drücken; mit PTT-Taste wieder
beenden.
- Zurücksetzen auf Fabrikeinstellungen: Gerät bei gedrückter U/V-Taste
einschalten.
Nachfolgemodell
UV-5R
Im Nachfolgemodell UV-5R hat Baofeng eine DTMF-fähige numerische Tastatur für
Echolink-Relais verbaut. Die Schaltung basiert nach wie vor auf dem
Transceiver-Chip RDA1846, so dass das meiste des oben Gesagten nach wie vor
zutrifft. Die Oberwellen-Unterdrückung scheint verbessert worden zu sein. Der
Akku liefert jetzt 7,4 V statt 3,7 V, und die Sender-Ausgangsleistung wurde auf
4 W verdoppelt. Der Drehknopf oben dient jetzt nicht mehr dem Frequenzwechsel,
sondern dem Ein-/Ausschalten und zur Lautstärke-Einstellung. Das UV-5R hat
leider auch einige Design-Probleme, beispielsweise kann man die Auf-/Ab-Tasten
nicht dazu benutzen, um einen Scan-Vorgang in einer bestimmten Richtung
wiederaufzunehmen. Die Eingabe einer Relais-Frequenz in einen Speicherkanal ist
umständlich; man muss erst die Empfangsfrequenz speichern und dann getrennt die
Sendefrequenz, da die Ablage nicht aus dem VFO übernommen wird. Die optionale
PC-Programmier-Software ist unausgereift und kaum nützlich.
Das Gerät kann überall von 136 bis 174 MHz und von 400 bis 520 MHz empfangen
und senden, was Zweifel an der Berechtigung des CE-Aufklebers weckt. Das UV-5R
wird zu einem ähnlichen Preis wie das UV-3R verkauft, z.B. bei Amazon -
interessanterweise ohne den leisesten Hinweis darauf, wer das Gerät auf welchen
Frequenzen benutzen darf. Einige Länder wie die Schweiz haben den Import
verboten. Tatsächlich zeigen zahlreiche Einträge in Internet-Foren, dass das
inzwischen weit verbreitete UV-5R oftmals von nicht lizensierten Personen auf
unterschiedlichsten Frequenzen missbraucht wird, manchmal vielleicht auch aus
Unwissenheit, die aber bekanntlich nicht vor Strafe schützt.
Hersteller:
Baofeng